Viele mögen das Verbeugen und die vielen Regeln der Etikette eines asiatisch geprägten Dojos als übertrieben und unnütz ansehen. Aber auch das tägliche Leben in unserer westlich geprägten Welt ist gefüllt mit sozialen Umgangsformen und Bräuchen, die konzipiert wurden, um einen gemeinsamen Umgang ohne Missverständnisse zu ermöglichen.
Etikette und soziale Umgangsformen erlauben uns gefahrlos zu üben und außerdem Mitgefühl und gegenseitigen Respekt zu entwickeln. Dabei ist Kampfkunst auch eine Grundlage für Benehmen und ein Mittel zur eigenen körperlichen und geistigen Vervollkommnung. Das Dojo ist deshalb auch kein Ort um das eigene Ego darzustellen, sondern seinen Körper, Verstand und Geist in Form zu bringen.
Auch wenn man sich an viele Arten der Etikette erinnern muss, werden diese selbstverständlich wenn man weiter trainiert.Bitte sei nicht gekränkt wenn man Dich aufgrund der Etikette korrigiert, denn das ist ebenfalls ein Teil deines Trainings. Das Ausführen einer korrekten Etikette ist langwierig um eine ideale Atmosphäre von Respekt und Harmonie zu fördern. Die korrekte Einstellung zu Respekt, Aufrichtigkeit und Bescheidenheit schafft eine unentbehrliche Atmosphäre für den Lernprozess und die Sicherheit jedes einzelnen Schülers.
1. Beim Betreten und Verlassen des Dojo´s verbeuge Dich immer in Richtung der Raummitte aus Dankbarkeit, dass Dir ein Trainingsraum zur Verfügung steht. Es gibt Menschen, die leben in Elend und Krieg beispielsweise - sind mit dem Broterwerb beschäftigt - und können jetzt nicht trainieren.
2. Beim Betreten des Dojo´s, ziehe deine Schuhe aus und stelle sie ordentlich in ein Regal (wenn vorhanden; ansonsten nimm´ sie mit in die Umkleide und stelle sie ordentlich unter die Bank oder den Stuhl). Das hält nicht nur das Dojo sauber und frei von dreckigen Schuhabdrücken sondern symbolisiert auch, deinen Alltag, dein Ego und sämtliche Probleme draußen vor der Tür zu lassen.
3. Wenn Du die Mattenfläche betrittst oder verlässt, verbeuge Dich immer kniend oder stehend zum Gruß.
4. Achte auf deine Trainingssachen. Der Gi sollte immer sauber und in gutem Zustand sein. Aus Rücksicht auf deine Trainingspartner solltest Du deinen Anzug spätestens immer nach der zweiten Trainingseinheit waschen.
Der Gi sollte niemals über Nacht im Dojo gelassen werden. Nimm ihn also immer mit wenn Du das Dojo verlässt.
Die Waffen sollten in gutem Zustand sein und an einem geeigneten Ort aufbewahrt werden wenn sie nicht in Gebrauch sind.
5. Achte gut auf Körperhygiene. Finger- und Fußnägel sollten kurz geschnitten und sauber gehalten werden um Verletzungen zu vermeiden.
6. Komme nicht zu spät zum Unterricht. Die Matte zu betreten nachdem der Unterricht begonnen hat ist unhöflich gegenüber deinem Sensei und eine Störung für deine Mitschüler. Sei pünktlich im Dojo und früh genug um dich umzuziehen und 10-15 Minuten vor Unterrichtsbeginn auf der Matte zu sein. Du solltest spätestens 5 Minuten vor Unterrichtsbeginn, fertig umgezogen an deinem Platz im Dojo in Seiza sitzen, damit dein Sensei die Tatami betreten und pünktlich mit dem Unterricht beginnen kann.
7. Der Unterricht beginnt und endet mit einer Verbeugungszeremonie und es ist wichtig für Dich daran teilzunehmen.
8. Solltest du dich dennoch einmal verspäten, beeile dich mit dem Umziehen, warte bis dein Sensei Dich sieht und Dir erlaubt die Matte zu betreten. Knie dann am Rand der Matte ab ohne andere Schüler zu stören und beginne alleine für dich mit der Konzentrationsphase, dann warte erneut, bis du vom Sensei aufgefordert wirst mitzumachen.
9. Auf der Matte sitzt man korrekt in Seiza ( = übersetzt: sei = korrekt; za = sitzen ). Wenn eine Verletzung dich daran hindert in Seiza zu sitzen, dann solltest Du im Schneidersitz ( = aguda ) mit gekreuzten Beinen und den Füßen darunter sitzen ( dieser Sitz ist allerdings üblicherweise Männern vorbehalten. Frauen, die nicht breitbeinig sitzen sollten, nehmen daher im Fersensitz Platz. Aber natürlich finden sich auch mal Frauen, die im aguda sitzen ). Sitze niemals mit ausgestreckten Beinen oder angelehnt an Wände oder Pfosten. Du musst jederzeit wachsam sein und deine Umgebung wahrnehmen.
10. Verlasse niemals aus irgendeinem Grund die Matte ohne vorher deinen Sensei um Erlaubnis zu fragen.
11. Wenn Du die Matte verlassen musst oder eine Frage an deinen Sensei hast bezüglich der Übung, geh direkt zu ihm; rufe niemals deinen Sensei herüber zu Dir. Verbeuge dich respektvoll und warte auf seine Aufmerksamkeit.
12. Während dein Sensei eine Technik demonstriert solltest Du still und aufmerksam in Seiza sitzen. Nach der Unterweisung verbeuge Dich zu deinem Sensei, dann verbeuge dich vor einem Trainingspartner und beginne zu üben.
13. Wenn dein Sensei das Ende der momentanen Übung signalisiert, höre sofort auf, verbeuge dich zu deinem Trainingspartner und knie dich in eine Reihe mit den anderen Schülern.
14. Wenn du während des laufenden Unterrichts eine persönliche Unterweisung von deinem Sensei erhälst, sitze aufmerksam in Seiza. Verbeuge dich vor deinem Sensei wenn er fertig ist.
15. Wenn jemand in deiner Nähe eine persönliche Unterweisung von Sensei erhält, darfst Du deine Übung unterbrechen und beobachten. Sitze still in Seiza und verbeuge Dich vor Sensei wenn er fertig ist.
16. Wenn dein Sensei während des Trainings jemandem etwas zeigt, sorge dafür, dass du ihm dafür genug Raum gibst.
17. Höre deinem Sensei immer aufmerksam zu und versuche möglichst genau nachzumachen was er dir zeigt.
18. Stehe niemals untätig auf der Matte herum; du solltest üben, oder wenn notwendig aufmerksam deine Gelegenheit abwarten.
19. Sei nicht grob und sorge dafür, dass du niemanden verletzt. Passe die Dynamik deines Trainings immer den Fähigkeiten deines Partners an.
20. Begegne allen auf der Matte immer mit Respekt. Blockiere niemanden, auch wenn du denkst, das könnte hilfreich sein.
21. Wenn du die Technik kennst die momentan geübt wird und dein Trainingspartner nicht, dann solltest Du deinem Partner behilflich sein um ihn durch die Technik zu geleiten, aber maße dir nicht an, die Funktion des Lehrers übernehmen zu wollen. Sei immer offen und hilfsbereit, besonders gegenüber Anfängern, aber vermeide es, andere zu “unterrichten”, dafür ist dein Sensei da.
22. Du bist hier um zu üben wie es von deinem Sensei interpretiert und gezeigt wird; zwing Anderen nicht deine Ideen auf.
Und gleichzeitig respektiere Andere, die bereits erfahrener sind als du.
23. Während des Unterrichts beschränke deine Unterhaltung auf ein Minimum und direkt auf das bezogen was du gerade trainierst.
24. Es ist die Pflicht aller das Dojo sauber und in gutem Zustand zu halten.
Wenn Du etwas siehst was gemacht werden müsste, zeige Initiative und tu es. Wenn du dir nicht sicher bist was zu tun ist, verständige einen ranghöheren, leitenden Schüler ( Sempai )um deine Frage zu beantworten. Wenn Du über Fähigkeiten verfügst die eine Bereicherung für das Dojo wären und die Du gerne als Hilfe anbieten würdest, sprich bitte mit einem ranghöheren, leitenden Schüler.
25. Essen, Trinken oder Kaugummi hat auf der Matte nichts zu suchen. Im gesamten Dojo gilt Rauchverbot.
26. Um Verletzungen vorzubeugen, sollte sämtlicher Schmuck während des Trainings abgelegt werden. Das gilt natürlich auch deswegen, damit auch nichts Wertvolles beschädigt wird.
27. Alle Handys und Pager sollten entweder ausgeschalten sein, oder zumindest lautlos gestellt werden und in den Umkleiden bleiben um den Unterricht nicht zu stören.
28. Besucher sind jederzeit herzlich willkommen um sich das Training anzuschauen, allerdings sollten die folgenden Regeln der Etikette unbedingt befolgt werden:
a) Sitze still und respektvoll.
b) Störe niemanden auf der Matte.
c) Laufe nicht herum während der Sensei Techniken zeigt.
d) Im Bereich der Mattenfläche nicht trinken, essen oder Kaugummi kauen. Rauche nicht im Dojo.
e) Vergewissere dich, dass Handys und Pager ausgeschalten oder lautlos gestellt sind.
29. Alle Besucher sollten wie zukünftige Schüler und Trainingspartner behandelt werden. Alle sollten sich gemeinsam darum bemühen dass Besucher und neue Schüler sich wohlfühlen.
30. Wenn du dir nicht sicher bist, was in einer heiklen Situation zu tun ist, frage einen höherrangigen, leitenden Schüler ( Sempai ) oder folge einfach dessen Führung.
31. Das Wichtigste ist: hab immer Spaß und erfreue dich am Üben!
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